Zur Landtagssitzung im Mai 2023 hat die Linksfraktion eine Aktuelle Debatte beantragt: „Mehr Staat in der Wohnungspolitik wagen: Bezahlbaren Wohnraum schaffen, Mietpreise wirksam bremsen, Wohnungslosigkeit bekämpfen!“ In ihrer Rede nahm Juliane Nagel die sächsische Regierung in die Pflicht, wenigstens die verfügbaren Instrumente wie Zweckentfremdungs- und Umwandlungsverbot endlich einzusetzen. Wir brauchen in den Großstädten deutlich mehr Sozialwohnungen und treten für eine Neue Wohngemeinnützigkeit ein, um gemeinwohlorientierte Wohnungsunternehmen und Genossenschaften steuerlich zu begünstigen.
Befragungsdaten zeigen: Die Menschen in Sachsen wünschen sich mehr staatliche Eingriffe in der Wohnungspolitik, vor allem die Regulierung der Mieten und eine bessere Wohnungsbauförderung. Sogar für Enteignungen kann sich ein Teil der Bevölkerung erwärmen. Wir meinen auch: Der Markt regelt es nicht! Die Staatsregierung muss aktiv Wohnungspolitik betreiben! Stattdessen stehen CDU, Grüne und SPD auf der Bremse: Erst mit erheblicher Verzögerung wurde die Mietpreisbremse für Dresden und Leipzig ermöglicht, sie wirkt aber nur in geringem Umfang. Die Koalition blockiert sich selbst bei dem wichtigen Anliegen, die Zweckentfremdung von Mietwohnungen als Ferienwohnungen oder Spekulationsobjekt zurückzudrängen.
Wir dürfen das Feld nicht Konzernen und schon gar nicht Finanzmarktakteuren überlassen. Es ist höchste Zeit für ein starkes gemeinwohlorientiertes Wohnungssegment auch in Sachsen, das wie in Wien verbreitet günstiges Wohnen ermöglicht. Öffentliche und gemeinwohlorientierte Wohnungsunternehmen sollen mittels Steuererleichterungen und Zuschüssen in die Lage versetzt werden, einen nichtprofitorientierten Wohnungssektor mit dauerhaft bezahlbaren Mieten zu schaffen.
Konkret fordert DIE LINKE eine soziale Wohnraumoffensive, die folgendes beinhalten sollte:
1. Baukosten- und Mietsteigerungen in Förderung berücksichtigen:
Die Novellierung der Förderrichtlinien gebundener Mietwohnraum und preisgünstiger Mietwohnraum brauchte jeweils viel zu viel Zeit und bildet Baukosten- und Mietpreisentwicklungen nicht ab. Viel flexibler könnten wir durch eine dynamische Baukostenanpassung reagieren.
Zum Beispiel wie in Hamburg mit einem regelmäßigen Baukostengutachten, das die Entwicklung der sogenannten Gestehungskosten für den Bau eines Quadratmeters Wohnfläche untersucht und daraus Prognosen für die Zukunft ableitet. Die Fördersätze für die Wohnraumförderung werden entsprechend angepasst.
2. Sozialwohnungen müssen dauerhaft Sozialwohnungen bleiben:
Wir fordern als große Lösung die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit auf Bundesebene und damit Aufbau eines nichtprofitorientierten Wohnungssektor mit dauerhaft bezahlbaren Mieten. Mindestens aber brauchen wir die Ermöglichung längerer Bindungslaufzeiten.
Als Vorbild kann hier die – weitaus differenzierter gestaltete – soziale Mietraumförderung in Baden-Württemberg fungieren, die bis zu 40-jährige Bindungslaufzeiten ermöglicht.
3. Müssen wir in Sachsen endlich auf die differenzierten Bedarfe der Wohnraumförderung reagieren:
Wir fordern eine eigene Förderrichtlinie für Neubau und Sanierung von Mietwohnraum durch gemeinwohlorientierte Baugemeinschaften/ Kleingenossenschafte und die Schaffung eines so genannten 2. Förderwegs für Haushalte mit mittleren Einkommen und geförderten Mieten oberhalb des sozialen Wohnungsbau.
Wir brauchen zudem passgerechte und vor allem unkomplizierte Förderkulissen für die Räume außerhalb der Großstädte:
Die bestehenden Förderinstrumente gehen an der Realität der kleinen Wohnungsunternehmen (mit wenigen Beschäftigten) schlicht vorbei geht, da sind keine Kapazitäten, um die komplizierten Antragsverfahren zu durchlaufen. Stattdessen Baukasten aus niedrigschwelligenFörderinstrumenten z.B. für altersgerechten Umbau, Ertüchtigung von Leerstand sowie Wohnumfeldaufwertungsmaßnahmen.
4. Energetische Gebäudebestände sozial gerecht! Der Wärme- und Gebäudebereich ist eine der größten Baustellen beim Klimaschutz in Deutschland und für fast 30 Prozent der Treibhausgase in Deutschland verantwortlich. Der Gebäudesektor reisst weiterhin die Klimaziele von Paris. Hier müssen wir ran, aber sozial gerecht. Das Gebbäudeenergiegesetz (GEG) lässt hier eine fatale Leerstelle, die zur Armutsfalle werden kann.
Wir fordern eine soziale Abfederung der Kosten im Sinne der Mieter*innen durch die Abschaffung der Modernisierungsumlage zugunsten einer warmmietenneutralen Anpassung (d.h. Umlage nur in Höhe der eingesparten Energiekosten) und die Pflicht für Eigentümer*innen Fördermittel für Heizungstausch und energetische Ertüchtigungen in Anspruch zu nehmen. Dafür braucht es diese Fördermöglichkeiten auch: als LINKE streiten wir für progressiv gestaltete, sozial gerecht wirkende Förderprogramme statt pauschaler Lösungen.
https://jule.linxxnet.de/in-sachsens-grossstaedten-so-guenstig-wohnen-wie-in-wien-gemeinwohlorientiertes-wohnungssegment-aufbauen-02-06-2023/ |